// KLAVIERKONZERT | VON UND MIT MARC TISCHLER UND ARON KITZIG

Die Aufarbeitung der DDR-Geschichte innerhalb der Musikwissenschaft stellt im Vergleich zur Literatur- und Geschichtswissenschaft ein neueres Kapitel dar. Erst in den 1990er Jahren gerieten die zurückgekehrten Exil-Komponisten der Nachkriegsjahre, darunter Paul Dessau, in den Fokus des Interesses. Dieser geriet, aufgrund seiner Tätigkeit als Komponist und Nachwuchsförderer, in seiner ostdeutschen Wahlheimat mit den kulturpolitischen Institutionen immer wieder in Konflikt.

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Programm: Paul Dessau, "Guernica" (1937, Piano) | Coriún Aharonián, "¿Y Ahora?" (1984, Piano) | Sagardía, "Dunkelkammer Für Töne" (2008, Piano und Tape) | Luigi Nono, "...sofferte onde serene..." (1976, Piano und Tape)

Mittwoch | 09.11. 2011 | 19.00 Uhr

// FILMVORFÜHRUNG | THE INVISIBLE FRAME | TILDA SWINTON AUF DEN SPUREN DER BERLINER MAUER | (Ein Film von Cynthia Beatt, D 2009, 60 min).

1988 waren die in Berlin lebende britische Filmemacherin Cynthia Beatt und die junge Schauspielerin Tilda Swinton in "Cycling The Frame" zu einer filmischen Fahrradtour rund um die Mauer in West-Berlin aufgebrochen. 2009 folgt Tilda Swinton, die nunmehr ein Weltstar ist, in "The Invisible Frame" dem gleichen Weg durch die vielfältigen Grenzlandschaften, dieses Mal aber auf der West- und Ostseite Berlins.

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Wo einst der Stillstand des organischen Wachstums durch den Mauerbau die Landschaft prägte, verwischen 20 Jahre nach dem Fall der Mauer unkontrolliertes Wachstum oder Bebauung die Spuren des Grenzverlaufs. Im rhythmischen Zusammenspiel von festen Einstellungen und Kamerafahrten ergibt sich eine pulsierende Kreislaufbewegung, ein Umkreisen Ost- und Westberlins, das beide Seiten ineinander verwebt. Persönliche Reflexionen von Tilda Swinton als innere Monologe ergänzen die aus Originaltönen komponierten "Soundscapes" von Simon Fisher Turner, der bereits in den 80er Jahren mit Derek Jarman und Tilda Swinton zusammenarbeitete.

Donnerstag | 17.11.2011 | 19.00 Uhr | www.invisible-frame.com

// FILMVORFÜHRUNG | NEUE KURZFILME (TRAILER) AUS SUPER-8 MATERIAL | VON UND MIT RAINER FETTING

Rainer Fetting war Ende der 1970er Jahre Mitbegründer und Protagonist der Galerie am Moritzplatz in Berlin, die von einer Gruppe junger Künstler, hauptsächlich Maler, gegründet wurde, die dann unter dem Begriff "Neue Wilde", "Junge Wilde" oder auch "Moritzboys" bekannt wurden. In dieser Zeit entstand eine ganze Reihe von Filmdokumenten. Rainer Fetting ist heute einer der bekanntesten deutschen Künstler.

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Neben seiner produktiven Laufbahn als Maler und Bildhauer hat Rainer Fetting gleichzeitig eine heimliche Existenz als Filmemacher geführt. Seine Leidenschaft für die siebte Kunst war so groß, dass er es als junger Künstler, bei dem das Geld immer knapp war, sogar erwog, damit seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Anlässlich seiner großen Museumsausstellung in der Berlinischen Galerie in diesem Jahr zeigte Rainer Fetting zum ersten Mal seit mehr als dreißig Jahren Ausschnitte aus seinen frühen Filmen in Super-8. Das Material besteht größtenteils aus stilisierten Dokumentaraufnahmen aus der Szene um die Moritzboys, die Gruppe der Enfants terribles, zu denen Fetting in den späten 1970er Jahren in West Berlin zählte, sowie aus Material aus seinen New York-Aufenthalten in späteren Jahren.

Die Neuentdeckung dieser Filme nach all den Jahren wie auch die enthusiastische Reaktion der Organisatoren der Ausstellung und des Publikums haben den Künstler inspiriert, das Basismaterial in einer Reihe von Trailern neu zu bearbeiten, von denen nun drei in der Villa Schöningen gezeigt werden. Mit ihren hyperstilisierten Schnitten, humoristischen Einschüben, Rock´n Roll- und Musik-Soundtracks und unglaublichem Material mit einigen der bekanntesten Maler Deutschlands können die Trailer ohne weiteres dem Kanon zugerechnet werden, der auch Jean-Luc Godard und Andy Warhol einschließt, sind aber gleichzeitig auch zweifellos Teil des unverwechselbaren Universums von Rainer Fetting. (Text "Rainer Fettings Zeitgeist" von Travis Jeppesen)

Donnerstag | 24.11.2011 | 19.00 Uhr

// FILMVORFÜHRUNG | GEHEIMSACHE MAUER | GESCHICHTE EINER DEUTSCHEN GRENZE | (Ein Film von Christoph Weinert und Jürgen Ast, D 2011, 90 min) | Nominiert für den "Deutschen Fernsehpreis" 2011.

Die Geschichte der Berliner Mauer - erzählt aus der Perspektive derer, die für den Bau der Mauer verantwortlich waren, sie rechtfertigten und ihr über 28 Jahre lang dienten. Der Film kombiniert Archivmaterial mit nachgestellten Szenen und Animationen. Beeindruckende Interviews mit Zeitzeugen geben der Dokumentation die besondere Brisanz und Nachhaltigkeit.

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Deutschland im Sommer 1961 - der "Eiserne Vorhang" teilt Deutschland. Einzig in Berlin ist die Grenze noch durchlässig. Westberlin ist die offene Wunde der DDR. Bis zum 13. August 1961. Dieser Sommersonntag wird die Welt in ein Davor und ein Danach teilen. 2011 jährt sich zum 50. Mal der Tag, an dem mit der Teilung Berlins die Spaltung Deutschlands und Europas für mehr als zweieinhalb Jahrzehnte zementiert wurde.

Das Doku-Drama "Geheimsache Mauer" erzählt die Geschichte der Berliner Mauer und der innerdeutschen Grenze aus einer neuen, ungewöhnlichen Perspektive: Aus der Sicht derer, die sie geplant, erbaut und bewacht haben. Der Film nimmt den Zuschauer mit hinter die Kulissen der Mauermacher: Er offenbart das "betonierte" Denken und berechnende Kalkül der Mauerstrategen - und ihre geheimen Pläne, die tödliche Grenze immer weiter zu perfektionieren. Die zum Teil exklusiven Interviews in Verbindung mit aufwändig inszenierten Spielszenen zeigen die Geschichten der Protagonisten sowie die Ereignisse innerhalb der Kommandozentralen des Grenzregimes. Über Computeranimationen wird Archivmaterial in einem virtuellen Raum zum Leben erweckt, werden historische Räume rekonstruiert. Sie verdeutlichen die Funktionsweise der Mauer und der DDR-Grenzsicherung. Dazu zeigt der Film unveröffentlichtes, privates Farbfilmmaterial und bislang unbekannte Dokumente des DDR-Regimes: Geheimakten zur Sicherung der Mauer und zu Planungen, wie die Mauer noch sicherer, noch perfekter gemacht werden sollte.

"Geheimsache Mauer" gewährt tiefe Einblicke in die innere Logik des "Systems Mauer" und zeigt, wie die Grenze funktionierte und was sie war - Symbol und Realität des Kalten Krieges.

Donnerstag | 08.12.2011 | 19.00 Uhr

// LESUNG | IN ZEITEN DES ABNEHMENDEN LICHTS | VON UND MIT EUGEN RUGE | Roman einer Familie | Ausgezeichnet mit dem „Deutschen Buchpreis“ 2011 und dem „aspekte Literaturpreis“ 2011.

Von den Jahren des Exils bis ins Wendejahr 89 und darüber hinaus reicht diese wechselvolle Geschichte einer deutschen Familie. Sie führt von Mexiko über Sibirien bis in die neu gegründete DDR, führt über die Gipfel und durch die Abgründe des 20. Jahrhunderts. So entsteht ein weites Panorama, ein großer Deutschlandroman, der, ungeheuer menschlich und komisch, Geschichte als Familiengeschichte erlebbar macht.

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"Seine Figuren haben Bestand jenseits der Zeiten. Und vielleicht erzählt er gerade deshalb mehr von der DDR und den Nöten des Lebens als all die Bücher, die sich an den Ideologien und an der harten Wirklichkeit abarbeiten. Die Zeit ist reif für diesen unverstellten, humorvollen und einfühlsamen Blick." (Jörg Magenau, SÜDDEUTSCHE ZEITUNG)

"Das eigentliche Wunder dieses Romans besteht aber darin, wie er jeder seiner Figuren Gerechtigkeit widerfahren lässt, in einer präzisen, unprätentiösen Sprache, die ganz auf Beobachtung setzt, die Bedeutung der Dinge, auf Gerüche, Gesten. Es gibt nicht den geringsten Grund, der DDR als Staat hinterher zu trauern, aber es gibt eine Menge Gründe, das gelebte, das geglückte oder vergeudete Leben mit feinem schwarzen Humor zu erzählen." (Michael Kumpfmüller, DIE WELT)

// zitiert nach Rowohlt Verlag GmbH (zur Quelle)

Donnerstag | 15.12.2011 | 19.00 Uhr

// FILMVORFÜHRUNG | BERLINER BLAU | TRANSIT-TRÄUME | VON UND MIT HARTMUT JAHN UND PETER WENSIERSKI | (Berliner Blau, D 1986, 15 min | Transit-Träume, D 1985, 97 min)

Im international preisgekrönten Kurzfilm "Berliner Blau" wird die Berliner Mauer zur Projektionsfläche künstlerischer Aktion, spielerisch und aggressiv. "Transit-Träume" ist die sanft, beinahe zärtlich überzeichnete Geschichte von zwei Doppelgängerinnen in Berlin-Ost und Berlin-West, die für einige Zeit die Rollen tauschen.

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Zwei Filme über das Groteske der deutsch-deutschen Gegenwart der 80er Jahre, bisweilen verwirrend, doch niemals verworren, witzig, aber nicht platt. "Berliner Blau" nimmt die Berliner Mauer als Projektionsfläche von Kunst, Aktion, Geschichte und Vision - ein spielerisches Portrait. In "Transit-Träume" bewegt sich Marita Marschall In einer Szenerie von Symbolik, vor Doppeldeutigkeiten und ironischen Anspielungen wie Alice in den Wunderländern in ihrer schwierigen Doppelrolle mit bemerkenswerter Ausstrahlung und sinnlicher Schlichtheit - bis ganz am Ende des Traums die Mauer abgerissen wird.

Finissage | Sonntag | 08.01.2012 | 19.00 Uhr


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