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// Eroberung der Todeszone

In dem kurzem Moment zwischen dem Fall der Berliner Mauer und ihrem Verschwinden konnten die Menschen aus Ost und West die Todeszone für sich entdecken, ohne ihr Leben zu gefährden. Die Grenzsoldaten schossen nicht mehr. Plötzlich war alles begehbar, berührbar. Die Signalzäune, die Türme, die Mauern... Einzigartige Filmaufnahmen aus dem Frühjahr 1990.

 

// Anatomie eines Bollwerks

Nur wenige Monate zuvor war die Berliner Mauer noch ein funktionstüchtiges Konglomerat aus verschiedensten Elementen, die unterschiedlichen Generationen angehörten und mehrere Metamorphosen durchliefen. Die Sperranlagen wurden vom ersten bis zum letzen Tag ihres Bestehens ständig erweitert und perfektioniert. Ein eigens für die Ausstellung angefertigter, detaillierter Kartentisch und eine aufwendig gestaltete Animation zeigen den Endzustand und ausgesuchte Elemente des Grenzsystems 1988/89.

 

// 8 mm Grenze

Von 1968 bis 1978 lebte die Familie des DEFA-Spielfilmregisseurs Lothar Warnecke nahe der Glienicker Brücke, unmittelbar am Todesstreifen. Obwohl das Filmen der Sperranlagen verboten war, entstanden so immer wieder auch Privataufnahmen im  Grenzgebiet. Familienidylle, Kinderspiele, Hochzeitsbilder der Nachbarn. Ungewöhnliche Blicke, überraschende Bilder vom "normalen" Leben mit der Mauer.

 

// Tätowierungen

Mit der Errichtung der so genannten "Grenzmauer 75" bot sich Künstlern aus aller Welt auf der West-Berliner Seite eine einzigartige Leinwand, über drei Meter hoch, kilometerlang. Auf dem geweißten Beton entstand in den 80er Jahren eine kollektive Freiluftgalerie, ein Kunstwerk ohne Copyright. Die Bilder veränderten sich täglich, oft über Nacht, wurden ergänzt, verfeinert oder übermalt. Subversiv, anarchisch, vielstimmig - ein Barometer der Zeitgeschichte, gebannt auf eine raumfüllende, faszinierende Doppelprojektion.

 

// Bestandsaufnahme

Mit dem Mauerbau beginnen die DDR-Grenzstrategen, regelmäßig Teile der Sperranlagen aus unterschiedlichsten Perspektiven zu dokumentieren. Die einzige heute vollständig vorhandene Gesamttopographie der Berliner Mauer umfasst insgesamt 1084 lückenlose Bestandsfotos kurz vor der Wende. Zu einem einzigartigen, interaktiven "Mauerpanorama" zusammengesetzt, kann sich der Besucher multimedial erstmalig durch die verschwundene "Todeszone" bewegen.

 

// Todeszone

Zwischen 1961 und 1989 wurden an der Berliner Mauer mindestens 136 Menschen getötet oder kamen im Zusammenhang mit dem DDR-Grenzregime ums Leben. Die Wahrheit über die Todesumstände erfuhren die Angehörigen oft erst in den 1990er Jahren. Jedes einzelne Schicksal wird aufgegriffen, kartographiert und großflächig zu einer beklemmenden Greifbarkeit projiziert.

 

// Cycling The Frame

In "Cycling The Frame" ließ die britische Filmemacherin Cynthia Beatt 1988 die junge, erst am Anfang ihrer Karriere stehende Schauspielerin Tilda Swinton mit dem Fahrrad die Mauer abfahren. Meist mit sich selbst und ihren Gedanken alleine erlebt Swinton in dem eher unbekannten Film die Berliner Mauer wie einen Rahmen um die Stadt, der ihr ungewöhnliche, befreiende und beunruhigenden Betrachtungen erlaubt.

 

// Grenzerfahrungen

Mittlerweile hat sich die klaffende Wunde, die die Berliner Mauer in die Stadt geschlagen hatte, fast überall geschlossen. Die Narben zwischen den Geschäften und den Cafés sind kaum mehr zu sehen. Die Brüche, Zweifel und Zerwürfnisse in den unterschiedlichen Biographien von Millionen Menschen, deren Schicksal von der Mauer bestimmt wurde, sind vielfach geblieben. In ergreifenden Interviews erzählen Zeitzeugen ihre dramatischen Geschichten.


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